Würzburg/Münsterschwarzach (POW) Gut 300 Menschen sind am Mittwochabend, 20. September, der Einladung des „Team Benedikt“ und der Kongregation der Schwestern des Erlösers zu einem Vortrag von Benediktinerpater Dr. Anselm Grün gefolgt. In der Mutterhauskirche stellte er sein neues Buch „Wofür brennst du? Leidenschaftlich leben“ vor, das vor drei Wochen erschienen ist. Darin wollen er und seine taiwanesische Verlegerin Hsin-Ju Wu einen Weg aufzeigen, die eigene Leidenschaft zu entfachen oder wiederzufinden. Wer für etwas brenne, spüre sich selbst wieder und entdecke jene Lebendigkeit, welche helfe, Verantwortung für sich selbst und die Zukunft der Welt zu übernehmen. Eva Müller, Geschäftsführerin des „Team Benedikt“, und Schwester Monika Edinger, Generaloberin der Erlöserschwestern, freuten sich, dass die Veranstaltung so gut angenommen wurde.
Der Benediktiner sei von Beginn an mit dem „Team Benedikt“, damals noch im ehemaligen Haus Benedikt der Abtei Münsterschwarzach in Würzburg, verbunden gewesen, sagte Müller. Die renovierte Kirche nahm Grün zu Beginn in den Fokus, denn daran würde sich bereits das Thema des Abends abzeichnen: die Leidenschaft. „Hier sieht man, dass Herzblut, dass Leidenschaft drinsteckt. Die künstlerische Gestaltung, die Handwerker, die daran mitgewirkt haben, sie haben das mit Leidenschaft gemacht.“ Die neue Kirchenausstattung stammt unter anderem aus der Klostermanufaktur der Abtei.
Warum ist Leidenschaft überhaupt ein Thema? Bereits in der Bibel zeigten sich Beispiele für leidenschaftliche Menschen: Moses mit dem brennenden Dornbusch, der für die Leidenschaft Gottes stehe, Jesus, der als leidenschaftlicher Mensch in den Evangelien beschrieben werde, und das Pfingstereignis, bei dem die Jünger von der Leidenschaft des Heiligen Geistes angesteckt würden. Auch der heilige Benedikt verlange von seinen Mönchen eine Leidenschaft. „Er schreibt in seiner Regel: ‚Wer hat Lust am Leben?‘“, erklärte Grün.
Vielen Menschen würde aber heute die Leidenschaft fehlen. Ihnen stünden Hindernisse im Weg, ihre Leidenschaften auszuleben: „Das Größte ist die sogenannte ‚Akedia‘, die Lustlosigkeit oder Gleichgültigkeit.“ Gerade durch das Smartphone und die ständige Beschäftigung damit sei diese vermehrt zu beobachten. Begleitet würde die „Akedia“ durch eine innere Leere, aus der Langeweile und Antriebslosigkeit folgten. Viele Menschen suchten Ausflüchte in ihren eigenen Charakterschwächen, das merke er durch seine Arbeit in der geistlichen Begleitung. Doch das sei überwindbar. Leidenschaft habe nämlich auch mit Disziplin zu tun: „Wenn ich etwas will und wirklich für etwas brenne, dann habe ich Lust und Zeit, das auch zu tun.“
Seine eigene Leidenschaft sei unter anderem das Schreiben. In seiner Zeit als Cellerar habe er viel Zeit für die wirtschaftliche Verwaltung des Klosters aufgewandt und dennoch Zeit gefunden, weiter seine Bücher zu schreiben. Was ihn antreibe und seine Leidenschaft lebendig halte: „Ich möchte die Botschaft Jesu in der heutigen Zeit so verkünden, dass die Menschen berührt werden, dass sie sich aufrichten können.“ So wünschte er den zahlreichen Gästen, dass sie nach diesem Abend manche verlorene Leidenschaft wiederentdecken und diese mit neuer Kraft umsetzen könnten. Musikalisch wurde der Vortrag von Organist Martin Gál mit Orgelimpulsen begleitet. Im Anschluss nutzten noch viele den Buchverkauf der Klosterbuchhandlung „Buch und Kunst im Klosterhof“ und ließen sich, oft verbunden mit einem Erinnerungsfoto, die Bücher von Grün signieren. Im neuen Café Mares der Erlöserschwestern klang der Abend bei Wein und Gesprächen aus.
Anselm Grün, Hsin-Ju Wu: „Wofür brennst du? Leidenschaftlich leben“. Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach 2023. 144 Seiten. 20 Euro. ISBN 978-3-7365-0510-0.
jm (Abtei Münsterschwarzach)
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