Würzburg (POW) Die einmalige, unverfügbare und unzerstörbare Würde jedes Menschen haben Vertreter der christlichen Kirchen bei einem vorpfingstlichen ökumenischen Gottesdienst am Mittwochabend, 23. Mai, in die Augustinerkirche in Würzburg betont. „Der Mensch ist nicht einfach ein Glied in der Evolutionskette, sondern aus dem Gedanken und der Liebe, ja aus Gottes Sein heraus geboren“, sagte Bischof Dr. Friedhelm Hofmann. Der evangelische Regionalbischof Helmut Völkel betonte: „Die Würde des Menschen ist unantastbar, von unserer ersten bis zu unserer letzten Stunde.“ Der Gottesdienst der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (AcK) in der Stadt Würzburg stand unter dem Motto „Was ist der Mensch?“.
Bischof Völkel erinnerte daran, dass der Mensch von Gott geschaffen sei und dessen Geschöpf sei und bleibe. „Gott hat mir in seiner Schöpfung einen Platz, eine Verantwortung und eine Würde gegeben. Diese Würde ist ein Geschenk des Schöpfers an sein Geschöpf. Sie ist unabhängig von Gesundheit und Krankheit, Jugend und Alter, Schönheit und Leistung gegeben.“ Gemeinsamer Auftrag der Christen sei es, das christliche Menschenbild zu bewahren und zu bewähren. Es müsse beispielsweise in der Erziehung thematisiert werden, wo Kinder mit und ohne Behinderung zusammen lebten. Christen müssten Fehlentwicklungen entgegentreten, wenn zum Beispiel das Leistungsprinzip überbetont werde und Schwache auf der Strecke blieben. „Unsere Aufgabe ist es, Verkürzungen zu wehren, wenn die Würde des Menschen in einem frühen Entwicklungsstadium oder bei einem Todkranken in Frage gestellt wird.“
Weiter bezeichnete Völkel den Lobpreis Gottes als eine kräftige ökumenische Lebensäußerung mit Ausstrahlung. Wo die christlichen Kirchen in dogmatischen und ethischen Fragen an Grenzen stießen, sei immer noch genug Raum für den Lobpreis. Dieser führe die Christen aus der Enge in die Weite. Er helfe, von Gott her zu denken und zu fühlen. Um Gott loben zu könne, müsse man weder erwachsen sein, noch müsse man Abitur und Studium erfolgreich abgelegt haben, noch sonstige Leistungsnachweise erbracht haben. „Gott loben ist möglich in jeder Lebensstufe, vom unmündigen Kind bis zum Greis. Es genügt, einfach nur Geschöpf zu sein, vor Gott da zu sein, mit unserer Lebensfreude und in unserer Angewiesenheit und Bedürftigkeit, die uns als Geschöpfe auszeichnet.“
Bischof Hofmann wies darauf hin, dass der Mensch seine Würde nicht sich selbst, sondern Gott verdanke. Als Ebenbild Gottes habe der Mensch einen unverfügbaren Selbststand. „Der Mensch gehört nicht seinen Eltern, erst recht keinem anderen Menschen und nicht einmal sich selbst. Er ist ganz und gar Gott zueigen.“ Dass Gott in Jesus Christus Mensch werde, sei ein nicht fassbares Geheimnis, das der Mensch nur in Liebe annehmen könne, sagte der Bischof. Gerade weil Gott sich im Kind von Bethlehem so klein mache, lasse er sich nur von denen finden, die sich ebenfalls in Wort und Tat ganz klein machten. Diese Erkenntnis schreie danach, ganz diesem Mensch gewordenen Gott angehören zu wollen. Dazu gehöre die Nachfolge in der Annahme der Frohen Botschaft, im Glaubenszeugnis vor der Welt und in der Treue zu Gott auch in schweren Prüfungen. Nur in der Kreuzesnachfolge könnten die Christen die Mitte ihres Menschseins erlangen. Ziel der Nachfolge und des Menschwerdens sei die vollkommene Freude bei Gott.
Bei dem Gottesdienst dankten die Kirchen für die schon geschenkte Einheit untereinander und baten um das Geschenk der weitergehenden Einheit. Zugleich erinnerten sie an die Nöte der Menschen, besonders in Würzburg. Musikalisch gestalten die Schola von Sankt Stephan und Dekanatskantor Christian Heidecker die Feier. An den Gottesdienst schloss sich eine Begegnung im Kreuzgarten des Augustinerklosters an. Mitglieder der AcK Würzburg sind die Alt-Katholische Gemeinde Sankt Martin in Würzburg und Unterfranken, das Evangelisch-Lutherische Dekanat Würzburg, die Evangelisch-Methodistische Kirche, Gemeindebezirk Würzburg und Schweinfurt, die Griechisch-Orthodoxe Gemeinde Würzburg, die Mennoniten-Gemeinde Würzburg, das Römisch-Katholische Dekanat Würzburg-Stadt, die Rumänisch-Orthodoxe Gemeinde Würzburg, die Russisch-Orthodoxe Gemeinde Würzburg, die Syrisch-Orthodoxe Gemeinde Würzburg und als Gastmitglied die Freie Evangelische Gemeinde Würzburg. Außerdem wirken die Gemeinschaft Sant’Egidio, das Ökumenische Zentrum Lengfeld, die Katholische Akademie Domschule, das Matthias-Ehrenfried-Haus, das Ostkirchliche Institut der Augustiner, das Nagelkreuzzentrum und das Rudolf-Alexander-Schröder-Haus in dem Zusammenschluss christlicher Kirchen mit.
(2207/0814; E-Mail voraus)
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