Würzburg (POW) Töpfe, Deckel und Rührlöffel sind die Utensilien, die am Donnerstag, 6. März, um 17 Uhr am Würzburger Vierröhrenbrunnen gebraucht werden: Dort beginnt die so genannte „Topfdemo“ zum Internationalen Frauentag, die unter dem Motto „Mit Zorn und Zärtlichkeit an der Seite der Frauen“ steht. Im Anschluss führt der Protestzug zur Pfarrkirche Sankt Gertraud in der Pleich. Dort findet um 17.45 Uhr eine Wort-Gottes-Feier statt, an die sich eine Begegnung im Pfarrheim von Sankt Gertraud anschließt. Als Gäste nehmen Dian Tri Irawaty aus Indonesien und Renate Hofmann von Solwodi teil. Zahlreiche katholische Verbände, Frauenorden, die Frauenbeauftragte des evangelischen Dekanats Würzburg, die Arbeitsgemeinschaft Würzburger Frauen und Frauenorganisationen und die Dienstleistungsgesellschaft ver.di laden zu der Veranstaltung ein. Schwerpunktthemen in diesem Jahr sind Frauenhandel und Lobbyismus.
„Wir wollen gemeinsam auch für die einstehen, die ihre Stimme nicht selbst erheben können. Mit dem Lärm von Alltagsgegenständen wie eben den Töpfen, die jeder zu Hause hat, finden die Forderungen vielleicht eher Gehör“, erzählte Sabine Schiedermair, Frauenreferentin der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) im Bistum Würzburg und Mitorganisatorin der „Topfdemo“, am Montag, 18. Februar, bei einer Pressekonferenz im Kilianshaus in Würzburg . Christiane Hetterich vom Referat für Mission-Entwicklung-Frieden des Bistums Würzburg erläuterte, dass das diesjährige Motto an die Misereor-Jahreslosung angelehnt sei. „Misereor feiert diese Jahr 50. Jubiläum und hat sich von Anfang an der Barmherzigkeit gegenüber den Armen verschrieben und sich darüber hinaus zum Ziel gesetzt, den Mächtigen ins Gewissen zu reden.“
In Deutschland haben Frauen 2008 seit genau 90 Jahren das Wahlrecht. Deswegen nimmt beim Internationalen Frauentag am 8. März ab 18 Uhr im Felix-Fechenbach-Haus auf Einladung eines Bündnisses ganz unterschiedlicher Würzburger Frauengruppen Heidi Klein, Vorstandsmitglied von Lobby Control, den Zustand der Demokratie in den Blick. Sie spricht zum Thema „Frauenwahlrecht reicht uns nicht. Transparenz und Lobbyismus“. Eine Diskussion schließt sich an. Um 20.15 Uhr gibt Gisela Oechelhaeuser ihr politisches Kabarettprogramm zum besten.
Als Tag, an dem Frauen für ihre Rechte kämpfen, hat der 8. März eine lange Geschichte. Zum ersten Mal trafen sich an diesem Termin 1911 in Dänemark, Österreich, Schweden, der Schweiz, Deutschland und in den USA Frauen zu Versammlungen und Demonstrationen. Ihr Hauptanliegen war damals das Wahlrecht für Frauen. Die Forderungen orientieren sich seitdem an der aktuellen politischen Lage in den einzelnen Ländern. Gleichgeblieben ist das Grundanliegen: der Einsatz für die Rechte der Frau.
„Die diesjährigen Themen gehen nicht nur Frauen etwas an“, sagte Renate Hofmann. Die Leiterin der Fachberatungsstelle Solwodi in Bad Kissingen kümmert sie sich tagtäglich um junge Frauen, die Opfer von Zwangsprostitution sind. „Die meisten von ihnen sind zwischen 18 und 25 Jahre alt und werden in Osteuropa unter falschen Versprechungen in den Westen gelockt.“ Die Drahtzieher seien zumeist Männer aus der Verwandtschaft oder dem Bekanntenkreis der Opfer. „Für sie ist das Vorgehen sehr risikolos und gewinnträchtig.“ Die Frauen hingegen litten schwer: „Sie sind meist täglich der Gewalt ausgesetzt, sprechen die Landessprache nicht und werden von ihren Peinigern im Glauben gelassen, die Polizei stecke mit ihnen sowieso unter einer Decke“, berichtete Hofmann aus Erfahrung: Werden zwangsverschleppte Frauen bei Razzien in Bordellen entdeckt, bringen anschließende Strafprozesse gegen die Zuhälter meist neues Leid: „Die Frauen müssen dann detailliert und möglichst emotionslos erzählen, was ihnen widerfahren ist.“ Für die Polizei sei der Fall mit dem Prozess erledigt. „Die Frauen bleiben lebenslang mit ihren traumatischen Erlebnissen beschäftigt.“ Mitunter versuchten sie, sich das Leben zu nehmen.
Die Schwestern vom Guten Hirten und das Jugendbegegnungshaus Windrad im Würzburger Gut Heuchelhof, Berner Straße 27, zeigen von Sonntag, 9., bis Dienstag, 11. März, unter dem Titel „Ohne Glanz und Glamour“ eine Wanderausstellung zu Frauenhandel und Zwangsprostitution im Zeitalter der Globalisierung. Nähere Informationen zu den Öffnungszeiten und dem Rahmenprogramm im Internet unter www.guterhirte.de sowie unter Telefon 0931/600000.
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