Würzburg/Nürnberg/Haßfurt (POW) Großes Interesse haben bei der Armutskonferenz der bayerischen Wohlfahrtsverbände in Nürnberg die Projekte SymPaten der Würzburger Don-Bosco-Berufsschule sowie das Projekt FairMieten des Haßfurter Caritasverbandes und des Landkreises Haßberge gefunden.
Die Veranstalter hatten die jeweiligen Verantwortlichen eingeladen, ihre Projekte vorzustellen. „Diese Ideen sollten in Bayern Schule machen“, sagte der bayerische Landes-Caritasdirektor Prälat Karl-Heinz Zerrle. Das SymPaten-Projekt sei geeignet, benachteiligten jungen Menschen den Weg in Ausbildung und Beruf zu ebnen, die sonst kaum eine Chance hätten. SymPaten begleiten junge Menschen ehrenamtlich zu Behörden und Arbeitgebern, erläuterte der Rektor der Don-Bosco-Schule, Dr. Harald Ebert. Sie stehen ihnen auch im Alltag bei persönlichen Fragen mit Rat und Tat zur Seite. 30 ehrenamtliche SymPaten sind seit Gründung des Projektes im März 2005 im Einsatz gewesen. Beteiligt daran sind die Christliche Arbeiterjugend, die Katholische Arbeitnehmerbewegung und der Treffpunkt Ehrenamt.
Ziel des Projektes FairMieten, erläuterte Thomas Jakob vom Haßfurter Caritasverband, sei es, Vermieter und sozial schwache Wohnungssuchende zusammenzubringen. 220 Wohnungssuchende haben seit Juni 2005 bei der Caritas um eine Wohnung nachgefragt. Mit 95 Vermietern und Wohnungsbaugesellschaften wurde Kontakt hergestellt, 48 Wohnungen konnten vermittelt werden. Hinter der Wohnungssuche stehen meist auch andere Probleme: „Im Kontakt mit uns kommen Belastungen wie Trennung und Scheidung, familiäre Konflikte, Sucht oder Schulden zur Sprache“, sagte Jakob. Die Kosten teilen sich die Caritas, der Landkreis und die Arge für Arbeit. Das Projekt sollte, waren sich in Nürnberg alle einig, auch nach Auslaufen der ersten Phase Ende 2006 weitergeführt werden.
An der Armutskonferenz nahmen etwa 140 Vertreter der Freien Wohlfahrtspflege aus ganz Bayern teil. Dabei beklagten die Wohlfahrtsverbände die wachsende Armut. Die Sozialreformen der vergangenen Jahre hätten Armut nicht bekämpft, sondern noch verstärkt. Vor allem ungleiche Bildungschancen verschärften das Armutsrisiko gerade bei Kindern und Jugendlichen. Dringend notwendig sei ein Sofortprogramm der Staatsregierung zum Ausbau der Jugendsozialarbeit, speziell an Hauptschulen. Auch der flächendeckende Ausbau von Hort- und Krippenplätzen sowie mehr kostenlose Angebote der Familienbildung seien notwendig. Neben besseren Bildungschancen forderten die Wohlfahrtsverbände eine Erhöhung von Sozialhilfe, Arbeitslosengeld II und vom Sozialgeld um bis zu 20 Prozent. Nur so sei die Unterstützung existenzsichernd, sagte der Geschäftsführer der Landes-Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände, Wilfried Mück vom Landes-Caritasverband. Es dürfe keine weiteren Reformen mehr auf Kosten der sozial Schwächeren geben.
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