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Frühjahrs-Diözesanversammlung der KLJB Würzburg

Moderne Form der Seelsorge

Jubiläumsfeier im Exerzitienhaus Himmelspforten anlässlich zehn Jahre Internetseelsorge der Diözese Würzburg – Rund 10.000 E-Mails in zehn Jahren

Würzburg (POW) „Ob Trauer, Depression, Ängste, Beziehungsprobleme, Missbrauch oder Suizidgedanken – die Internetseelsorge leistet seit zehn Jahren Dienst an Menschen in schwierigen Lebenslagen.“ Das sagte Diakon Uwe Holschuh, Diözesanbeauftragter und „Vater der Internetseelsorge im Bistum Würzburg“ am Donnerstagabend, 29. Mai, beim Festakt zum zehnjährigen Bestehen der diözesanen Internetseelsorge im Exerzitienhaus Himmelspforten. Die Schirmherrschaft hatte Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand inne.

Im Jahr 1997 hatten Holschuh und der Internetbeauftragte der Diözese, Walter Sauter, zur selben Zeit dieselbe Idee: Eine moderne Zeit braucht moderne Formen der Seelsorge über moderne Medien. Holschuh sollte zum „Vater der Internetseelsorge“ im Bistum Würzburg werden. „Internetseelsorge ist eine Art moderner Briefseelsorge“, erläuterte der Diakon. Sie biete Kurzberatung mit Gesicht, denn der Klient wähle einen festen Seelsorger, der ihm schreibt. „Die Internetseelsorge ist sehr gefragt und nicht selten sind alle 14 Berater besetzt.“

Die Internetseelsorge gehörte anfangs zum Bereich Medien der Hauptabteilung Zentrale Aufgaben und dort zur Internetredaktion. Inzwischen ist sie bei der Hauptabteilung Seelsorge, Bereich Sonderseelsorge angesiedelt. Sie besitzt ein eigenes Statut, und die Internetseelsorger sind mit einer eigenen Beauftragung ausgestattet. Sie ist dem Kummernetz der Arbeitsgemeinschaft Christliche Onlineberatung angeschlossen. „In den zehn Jahren ihrer Arbeit haben die Seelsorger und Seelsorgerinnen rund 10.000 Antworten geschrieben“, berichtete Holschuh. Lesen, Arbeiten, Verdauen und Beantworten seien sehr zeitaufwendig. Daher benötigten die Beauftragten eine gute, religiöse Verwurzelung, um nicht selbst aus dem Lot zu kommen. Supervisoren und Intervisoren begleiteten sie, und ein Ausbildungskurs bereite sie auf ihre Aufgabe vor. Da in Deutschland nur etwa sechs Diözesen über eine Internetseelsorge verfügten, versähen die Würzburger bistumsübergreifend ihren Dienst: „Die Sorge um den Menschen hat Vorrang, ohne auf Postleitzahlen zu schauen!“

„Vor zehn Jahren hatte die Internetseelsorge etwas Abenteuerliches an sich“, erinnerte sich Sauter. Es habe etwa eine Seelsorgerin ohne PC gegeben. E-Mails mussten ausgedruckt werden, die Seelsorgerin habe dann per Fax geantwortet, und die Mitarbeiter hätten die Antwort per Mail weitergesandt. So etwas sei heute undenkbar und man lächle fast schon über diese Anfänge. „Aber nur wenn wir bereit sind, uns auf Ungewöhnliches einzulassen, bewegen wir etwas. Diese Bewegung ging zum Menschen hin und das ist die wichtigste Aufgabe der Kirche“, unterstrich Sauter. Dies sei auch die Motivation der Seelsorger. „Hut ab – schön, dass Ihr anderen Menschen in Not helft!“ E-Mails wie diese würdigten den selbstlosen Einsatz der Internetseelsorger und bewiesen: „Das Kind läuft und hat wirklich Leben in sich!“

Domkapitular Monsignore Hans Herderich überbrachte die Grüße des Bischofs Dr. Friedhelm Hofmann und des in Münsterschwarzach weilenden Generalvikars Dr. Karl Hillenbrand. Herderich mahnte an, immer wieder ausgetretene Pfade zu verlassen und neue Wege zu begehen. „Vielleicht brauchen wir ja in 25 Jahren wieder andere Pfade der Seelsorge, dann müssen wir sie auch finden und ohne zu zögern beschreiten!“ Sinn der Internetseelsorge sei es vor allem, Kurzzeitberatung zu bieten. Denn oft genüge schon ein kleiner Lichtblick, und dann finde man den Weg auch selbst wieder. In einem schriftlichen Grußwort dankte Hillenbrand allen Mitarbeitern für ihren wichtigen diakonischen Dienst. Alleine im vergangenen Jahr hätten sie 500 Menschen seelsorgerisch begleitet.

Den Festvortrag zum Thema „Menschenfischer im World Wide Web: Internetseelsorge vor dem Hintergrund der Lebensweltforschung“ hielt der Pastoraltheologe Dr. Bernhard Spielberg von der Katholischen Fakultät der Universität Würzburg. In einem Multimediavortrag ging er auf die Bedeutung lebensweltlicher Milieus für die heutige Seelsorge ein. Diese Milieus untersuche seit rund 25 Jahren das Heidelberger Institut Sinus Sociovision. Die Einrichtung unterscheide zehn verschiedene Bevölkerungsgruppen, die sich in Lebensvorstellungen, Konsumverhalten und Wertvorstellungen unterschieden. Für die Internetseelsorge seien vor allem die zwischen 1960 und 1980 Geborenen sowie die 1990er und 2000er Jahrgänge relevant, da sie das Internet stark nutzten. Die erste Gruppe teile sich primär in konsumorientierte Hedonisten und postmaterialistische Konsumkritiker. Die zweite Gruppe seien moderne Performer, die alle Freiheiten besäßen, und nun mit Selbstmanagement und -orientierung befasst seien.

Postmaterielle seien durch die Internetseelsorge gut erreichbar, aber auch Moderne Performer auf Sinnsuche seien künftig für diese Form ein Thema. Vor dem Lebenshintergrund dieser Gruppen müsse Seelsorge inszeniert werden. Es gehe um eine Außenperspektive „Wie werden wir wahrgenommen?“, wobei die Orte der Kirche nicht deren innere Organisationsstruktur abbilden müssten. Für die Kirche gehe es dabei auch um die Frage, Menschen, die bisher noch nichts von ihr hatten, zu gewinnen. Die Internetseelsorge eröffne so auch Wege zu anderen Orten der Kirche: „Sie ist selbst Zeichen einer gegenwartsfähigen Kirche!“ Im musikalischen Rahmenprogramm unterhielten Barbara Hennerfeind und Erik Weisenberger mit spanischer Gitarrenmusik und Tanz.

(2308/0891; E-Mail voraus)

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