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Frühjahrs-Diözesanversammlung der KLJB Würzburg
Aus den Gesellschaften

Großes Interesse am Fachtag

Würzburg, 30.04.2024. „Junge Menschen mit psychischen Belastungen in der beruflichen Bildung“ – unter diesem Motto hat die Koordinierungsstelle psychische Gesundheit (KopG) zum Fachtag in die Caritas Don-Bosco-Berufsschule am Schottenanger geladen. Rund 130 Personen nahmen teil und konnten viel für ihren eigenen Berufsalltag mitnehmen.

Schon die vollbesetzte Sporthalle der Caritas-Don Bosco-Berufsschule machte deutlich, wie aktuell und wichtig das Thema ist, mit dem der diesjährige Fachtag der Koordinierungsstelle psychische Gesundheit (KopG) überschrieben war: Junge Menschen mit psychischen Belastungen in der beruflichen Ausbildung bestmöglich zu begleiten und sie zu unterstützen, war das Anliegen der rund 130 Teilnehmenden, die sich am Würzburger Schottenanger versammelt hatten. Unter ihnen waren Lehrkräfte, Sozialpädagoginnen und -pädagogen, Ärztinnen und Ärzte, Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitsagentur und viele mehr.

Impulsvortrag

Herzlich begrüßt wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu Beginn der Veranstaltung neben Matthias Metzger vom Team der KopG auch von Dr. Harald Ebert, Schulleiter der Don Bosco-Berufsschule. „Ich hatte in meiner Schulzeit einen Lehrer, der  mit und über uns Schülerinnen und Schüler immer in der Einzahl gesprochen hat“, erklärte er in seinen kurzen Einführungsworten. Was damals zunächst ein wenig befremdlich auf ihn und seine Mitschülerinnen und Mitschüler wirkte, hatte nach einige Zeit den Effekt, dass sich jeder ganz individuell mit seinen Bedürfnissen angesprochen gefühlt habe, so Ebert. Genau diese Tatsache bringe das heutige Thema auf den Punkt und damit leitete der Schulleiter der Berufsschule gekonnt zum ersten Programmpunkt des Tages, nämlich dem Impulsvortrag „Transidente Entwicklungen – Geschlechtervielfalt – Hype oder Normalität?“ von Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut Dr. Volker Langhirt über.

Nach einer ersten Einordnung und Bestandsaufnahme des Themas erklärte der in Aschaffenburg niedergelassene Therapeut: „Die Diagnostik von transidenten Menschen erfolgt immer über eine Verlaufsdiagnose.“ Es brauche viel Einfühlungsvermögen, Verständnis und Zeit für die jungen Menschen. Wie die Zuhörerinnen und Zuhörer die ihnen anvertrauten Jugendlichen und jungen Erwachsenen in diesem Prozess unterstützen könnten, gab der erfahrene Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut den Anwesenden auch gleich mit auf den Weg. Es sei wichtig, dass alle dazu beitragen, dass bei den Eltern und in der Familie Verständnis für die Situation von jungen Transmenschen geschaffen werde, so Langhirt. Denn Studien zeigten, dass dies in bis zu 63 Prozent der Familien nicht der Fall ist. Zudem benötigen die betroffenen jungen Menschen psychotherapeutische Intervention und Betreuung beim Erfahren ihres „neuen Alltags“. Auch hier könnten Lehrkräfte und Bezugspersonen während des beruflichen Werdegangs der jungen Menschen Hilfestellung geben. „Das Thema hat eine grundsätzliche Relevanz“, sagte Langhirt, „da betroffene Personen ein überdurchschnittlich hohes Risiko an Belastungen im Lebenskontext haben.“ Sein abschließendes Credo: „Genderwissen und Genderkompetenz sind Schlüsselqualifikationen, die in unserem Umgang mit den jungen Menschen in unserem beruflichen Kontext sowie auch in der Gesellschaft immer wichtiger werden.“

Podiumsdiskussion

Das psychische Erkrankungen in der Gesellschaft nach wie vor nicht als eine Krankheit anerkannt werden, machte Dr. Klaus Keller, Leiter der Sozialpsychiatrie Diakonie Herzogsmühle, deutlich: „Wir haben in dieser Hinsicht noch einen langen Weg vor uns.“ Er freute sich umso mehr, dass sich insgesamt sechs Personen bereiterklärt hätten, zu dem Thema weiter aufzuklären und im Rahmen einer Podiumsdiskussion ihre Ansichten zu vertreten. Unter ihnen waren auch zwei Auszubildende der Don Bosco-Berufsschule, die aus ihren eigenen Erfahrungen berichteten. David Münster beispielsweise habe nach zwei abgebrochenen Ausbildungen und vielen Problemen bei Don Bosco endlich das gefunden, was ihm so lange gefehlt hat: „Der Zuspruch meiner Lehrkräfte und Ausbilder hat mir sehr geholfen, sodass ich nun kurz vor dem Abschluss meiner Ausbildung stehe.“ Für seinen Kollegen Fritz Toomey sei vor allem der geschützte Rahmen am Berufsbildungszentrum sowie die individuelle Betreuung von großem Wert. Große Klassen, wie sie häufig in Regelschulen normal seien und in denen belastete Schülerinnen und Schüler „in der Anonymität untergehen“, lehnten beide ab.

Dass unter anderem Offenheit und Verständnis für die psychischen Belastungen von jungen Menschen der Schlüssel zu einer Besserung der Situation ist, bekräftigten auch die übrigen Diskussionsteilnehmer, die auf dem Podium Platz genommen hatten. „Mit einem multiprofessionalen Team, das die Jugendlichen und jungen Erwachsenen entsprechend fachlich betreut und kompetenter Ansprechpartner ist, sind wir auf einem guten Weg“, erklärte beispielsweise Simone Aslanidis, Schulleiterin der inklusiven Franz-Oberthür Berufsschule Würzburg. Auch der Abbau von jeglichen Barrieren und der Zugang zu individuellen Hilfestellungen sei enorm wichtig.

Fachforen am Nachmittag

Um den Austausch der Teilnehmenden mit- und untereinander ging es dann im zweiten Teil des Fachtages am Nachmittag. In fünf Foren hatten die Anwesenden die Möglichkeit, sich tiefergehend mit Themen wie „Chancen und Grenzen der ambulanten und stationären kinder- und jugendpsychiatrischen und -psychotherapeutischen Behandlung“, mit der Arbeit mit Transjugendlichen im Schulalltag, mit der psychiatrischen Jugendrehabilitation, mit der beruflichen Rehabilitation sowie mit der mobilen medizinischen Reha bei psychischen Erkrankungen auseinanderzusetzen.

Zum Hintergrund: Die Koordinierungsstelle psychische Gesundheit berät, unterstützt und begleitet Personen mit psychischen Belastungen auf ihren Wegen in Beruf und Arbeit. Das Team der KopG vermittelt fachlich zwischen beteiligten Bereichen, wie (Berufs-)Schule, therapeutischen Einrichtungen, Arbeitswelt, etc. Die KopG wird gefördert durch die Aktion Mensch, das Netzwerk berufliche Schulen Mainfranken und den Diözesan-Caritasverband Würzburg. 

Theresa Hepp