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Frühjahrs-Diözesanversammlung der KLJB Würzburg

Geburtsstunde der Glockenkinder

Achtstimmiges Zimbelgeläute für den Würzburger Kiliansdom bei Glockengießerei Rudolf Perner in Passau gegossen – Weihe am Ostermontag, 24. März, bei Geburtstagsfeier von Weihbischof Helmut Bauer im Kiliansdom

Passau/Würzburg (POW) Nur ein kurzer Moment: Festliche Stimmung erhebt sich über lehmigem Staub und dampfender Bronze. Die Geburtsstunde naht. Ein Segensgebet. Ein gemeinsames Vaterunser. Dann kippt der Kessel des Gussofens mit der flüssigen Speise aus Kupfer und Zinn nach vorne. Wie ein kleiner Bach fließt die dampfende glühende Masse durch ein Rinnsal, dem Boden zu, in die Erde, in „die Form aus Lehm gebrannt“. Friedrich Schillers Gedicht von der Glocke wird erneut Wirklichkeit: „Heute muss die Glocke werden!“ Es sind die Glocken des Zimbelgeläutes für den Würzburger Kiliansdom, die in der einzigen Glockengießerei Bayerns, bei Rudolf Perner in Passau geboren werden – begleitet von Geburtshelfern aus dem Bistum Würzburg.

Siegfried Issig heißt der Glockensachverständige der Diözese Würzburg. Seine Leidenschaft für Glocken lässt ihm das Turmbesteigen und Glockenprüfen zur „schönsten Nebentätigkeit der Welt“ werden. Issig kennt nahezu alle Glocken im Bistum Würzburg, über das Geläute des Kiliansdoms zu Würzburg weiß er jedes Detail. Wie ein Vater von seinen Kindern erzählt, so spricht Issig bei der Fahrt zum Glockenguss nach Passau über die mächtige Salvatorglocke ebenso wie über die kleine Martinsglocke. Insgesamt elf Glocken bilden hoch über den Dächern der Würzburger Innenstadt das größte zusammenhängende Geläute aus einer Gießerhand in Deutschland, 1965 gegossen bei dem anerkannt besten Nachkriegsglockengießer Friedrich Wilhelm Schilling. Der einzige Urahn im Glockenturm des Doms, der die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg überlebte, ist die 750 Jahre alte historische Lobdeburg-Glocke aus dem Jahr 1257. Mit der Salvator-Glocke hängt sie im südwestlichen Turm. Nach Ostern wird es dort lebhafter werden: Zwischen den beiden Großglocken finden acht Glockenkinder ihr Zuhause, das neue Zimbelgeläute des Kiliansdoms zieht ein.

Die Idee für dieses zusätzliche Geläute entsteht bei der 750. Geburtstagsfeier der Lobdeburg-Glocke am Michaelstag 2007. Acht kleinere Glocken sollen in der tonhöheren Oktave die Hauptglocken des Kiliansdoms ergänzen und nach den Worten Issigs dem Domgeläute ein musikalisches Glanzlicht aufsetzen. Dompropst Weihbischof Helmut Bauer initiiert eine Spendenaktion, geht mit gutem Beispiel voran und finanziert aus eigener Tasche die Friedensglocke, gemäß seinem bischöflichen Wahlspruch „Auf den Weg des Friedens“. Bischof Dr. Friedhelm Hofmann, das Würzburger Domkapitel, die Sängerinnen und Sänger der Würzburger Dommusik, Bischöflicher Finanzdirektor Dr. Adolf Bauer und seine Frau Doris, Karl und Martha(+) Stahl, Monsignore Helmut Oberle zusammen mit Siegfried und Margit Issig sowie mehrere Bürger aus Stadt und Landkreis Würzburg sorgen für die Finanzierung der weiteren sieben Glocken: der Kreuzglocke, der Kapitelsglocke, der Chorglocke, der Augustinusglocke, der „Salve Regina“-Glocke, der Auferstehungsglocke und der Bürgerglocke. 65.000 Euro kostet das gesamte Zimbelgeläute, lediglich für die Bürgerglocke werden noch Spenden erbeten. Der Geburt dieser glockenmusikalischen Besonderheit steht nichts mehr im Weg.

In Passau haben Meister Rudolf Perner und seine Gesellen in den ersten Wochen des Jahres gute Arbeit geleistet, haben den Klang der 38 bis 174 Kilogramm schweren Glocken nach dem „Gießergeheimnis“ berechnet, jeweils den Kern gemauert und mit Lehm umhüllt: das jahrhundertealte Verfahren der verlorenen Form. Aus Wachs entstehen Inschriften und Bilder, die auf die Lehmmodelle, auf die „falschen Glocken“ geklebt werden und nach dem Trocknen verschwinden, gleichzeitig aber einen Negativabdruck im Mantel der Formen hinterlassen. „Wir bauen den Klang der Glocke. Vor dem Guss wird alles fertig gemacht. Entweder der Guss gelingt oder er gelingt nicht. Ein Dazwischen gibt es nicht“, sagt Meister Perner.

Im Gussofen kocht die Kupfermasse bei rund 1200 Grad. Schnell geben die Gesellen Zinnbarren hinzu, rühren die rötlich glühende Masse mit Fichtenstäben zur Bronze. 78 Prozent sind Kupfer, 22 Prozent Zinn. Der aus Würzburg mitgereiste Geburtshelfer Monsignore Helmut Oberle spendet den Segen, Meister Perner spricht „In Gottes Namen“ – und schon fließt die brodelnde Speise in die in der Erde vergrabenen Formen. Nur wenige Minuten dauert das Schauspiel in der staubigen Halle. Mit glühender Holzkohle decken die Gesellen die Gießlöcher ab, dann ruht der Guss. Eine knappe Woche kühlt die Masse in der Form aus und wird anschließend aus der Erde gehoben. Aus Lehmschalen schlüpfen dann die Zimbeln für den Kiliansdom.

Geweiht werden die acht Glocken beim Pontifikalgottesdienst anlässlich des 75. Geburtstags von Weihbischof Helmut Bauer am Ostermontag, 24. März, um 16 Uhr im Kiliansdom. Danach ist der Glockensachverständige abermals gefragt: Bisher hatte der Dom mit seinen zwölf Glocken rund 40 verschiedene Läutemotive. Künftig sollen die acht Glockenkinder des Zimbelgeläutes integriert werden. „Das ist eine spannende Aufgabe. Ein endgültiges Konzept gibt es erst nach Anhörung“, sagt Issig und freut sich schon auf das große Plenum aller 20 Glocken des Doms: „Damit wird das Geläute des Würzburger Doms weit über die Grenzen Deutschlands hinaus zu einem einzigartigen und musikalisch außerordentlich bedeutsamen Gesamtensemble.“ Erstmals offiziell zu hören ist das Zimbelgeläute am 22. Mai 2008: Zum Hochfest Fronleichnam jubilieren die Glockenkinder zusammen mit dem großen Festtagsgeläute des Kiliansdoms. Der Klang der kleinen Bürgerglocke des Zimbelgeläutes mag dann im Chor der insgesamt 20 Glocken nur schwer erkennbar sein. Die auf ihrem Mantel stehende Botschaft wird die Bürgerglocke aber über Würzburgs Dächer hinaustragen: „Wir bitten um Gottes Segen für Würzburg und unsere fränkische Heimat.“

Hinweis: Spenden für die Bürgerglocke des Zimbelgeläutes: Ligabank Würzburg, Kontonummer 3000001, Bankleitzahl 75090300, Stichwort „Bürgerglocke“.

(1108/0364; E-Mail voraus)

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