Miltenberg/Würzburg (POW) Der ernannte Weihbischof Ulrich Boom hat den Schlusssegen aus dem Zweiten Brief des Apostels Paulus an die Korinther zu seinem bischöflichen Wahlspruch gewählt. Sein Wappen soll zum einen auf das Stift Münster und Franken hinweisen, zum anderen zeigt es die Jakobusmuschel und ein Herz, Sinnbild der Priestergemeinschaft „Jesus Caritas“ des seligen Charles de Foucauld. Im folgenden Interview spricht der ernannte Weihbischof über erste Gedanken nach der Ernennung und verrät, warum er die Kirche liebt.
POW: Wie fühlt es sich an, zum Weihbischof in Würzburg ernannt zu sein?
Weihbischof Ulrich Boom: Ich verspüre Freude und Hoffnung, Trauer und Angst – so wie es im Eingangssatz der Pastoralkonstitution „gaudium et spes“ des Zweiten Vatikanischen Konzil steht. Die Ernennung zum Weihbischof ist ein ganz großer Einschnitt in meinem Leben. Mir wird erst in den kommenden Wochen deutlich werden, was diese Entscheidung für mich bedeutet. Ich finde es sehr schön, dass die Ernennung am Tag des heiligen Nikolaus erfolgte. Der Tag hat schon in meiner Kindheit eine große Rolle gespielt.
POW: Was haben Sie empfunden, als die Entscheidung auf Sie zukam?
Weihbischof Boom: Ich habe mich zunächst gefragt: Bist du dem gewachsen? Bist du für diese Aufgabe qualifiziert? Bischof Friedhelm hat mich ermutigt und gesagt, die Ernennung sei vor allem eine Auszeichnung für unsere Pfarrer und auch für den Deutschen Katecheten-Verein, bei dem ich seit vielen Jahren im Vorstand auf Diözesan- und Bundesebene mitwirke. Gerade unsere Pfarrer haben ganz viele ermutigende Worte nötig.
POW: Haben Sie schon erste Gedanken, wie Sie dieses Amt führen wollen?
Weihbischof Boom: Ich bin nicht der Bischof, sondern der Weihbischof. Der Weihbischof soll die Hand des Bischofs sein. Ich sehe das Verhältnis zwischen Bischof und Weihbischof wie zwischen Pfarrer und Kaplan. Für meine zweite Lebensphase habe ich mir gewünscht, einen gütigen Pfarrer zu finden, bei dem ich Kaplan sein kann. Jetzt hoffe ich, dass der Bischof ein gütiger Pfarrer für mich als sein Kaplan ist (lacht).
POW: Steht Ihr Wahlspruch schon fest?
Weihbischof Boom: Es ist der Segensspruch am Schluss des Zweiten Korintherbriefs: „Die Gnade Jesu Christi, des Herrn, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“ Ich kann nie etwas Besseres sagen, als den Menschen Segen zuzusprechen und ihnen etwas Gutes zu wünschen. Mit Gnade, Liebe und Gemeinschaft ist alles angesprochen, was Gott uns schenkt. Es ist Gabe und Aufgabe zugleich. Viele Menschen sehnen sich nach Zuwendung, Liebe und Gemeinschaft.
POW: Fast die Hälfte Ihres Lebens sind Sie in Franken. Was schätzen Sie an den Franken und was verbindet Franken und Münsterländer?
Weihbischof Boom: Viele Jahre war ich Seelsorger im Spessart. Das Bild des Münsterlandes ist die Eiche. Im Spessart sind es auch die Eichen. Es gibt viele Gemeinsamkeiten zwischen Franken und Münsterländern. Vom Charakter her sind beide vergleichbar. Es ist hier wie im Münsterland: Erst wenn du mit jemandem ein Scheffel Salz gegessen hast, hast du einen guten Freund gewonnen. Angekommen bin ich und fühle mich wohl in Franken.
POW: Was lieben Sie an der Kirche?
Weihbischof Boom: Erste Aufgabe der Kirche ist es, sich der Schwachen anzunehmen. Sie sollte nicht die Gemeinschaft der Starken und Elitären sein. Jesus hat Sünder und Zöllner in seine Nähe gerufen. Das sollte Kirche ausmachen, und das liebe ich an der Kirche.
POW: Sie werden als Weihbischof bei Firmungen sehr oft mit Jugendlichen zusammenkommen. Was kann heute die Botschaft dieses Sakraments für junge Menschen sein?
Weihbischof Boom: Die Firmung soll die jungen Leute auf ihrem Weg bestärken. Derzeit habe ich einen guten jüdischen Freund im Pfarrhaus zu Gast. Er sagt immer: „Du musst Vertrauen haben.“ Das ist das Entscheidende – für junge wie für alte Menschen. Sie sollen wissen: Du darfst Vertrauen haben. Wenn ich zum Beispiel in der Hauptschule bin, spüre ich: Diese Schüler gehen in eine ganz ungewisse Zukunft hinein. Es ist ganz wichtig, dass die jungen Menschen merken: Es gibt einen, der dich nicht verlässt. Oft sagen wir, ein Mensch sei von allen guten Geistern verlassen. Ein Glaubender ist nie von Gottes Geist verlassen. Gottes Geist geht in alle Bereiche meines Lebens hinein. Das soll bei der Firmung besonders deutlich werden.
POW: Wie denken Sie über die Zukunft der Kirche im Bistum Würzburg?
Weihbischof Boom: Es geht aufwärts! Es gibt immer Zeiten der Stürme und Zeiten der Bewährung; Bewährung dahingehend, dass wir darauf setzen und vertrauen: Es ist noch einer im Boot des Lebens. Christus ist mit im Boot, auf ihn dürfen wir vertrauen. Er ist bei uns auch in der Kirchenkrise. Aber Christus hat die Ruhe weg. Er vertraut darauf, dass ihn der Vater trägt. Dieses biblische Bild passt gut in die heutige Zeit. Es geht ja nicht nur in der Kirche turbulent zu, sondern in der ganzen Welt. Schauen wir die Wirtschaft an: Wir wissen nicht, was das nächste Jahr bringt. Es kann noch chaotisch werden. Aber wir dürfen gewiss sein: Gott bewahrt uns nicht vor den Stürmen, aber er trägt uns in den Stürmen.
POW: Ihre persönliche Botschaft an die Menschen im Bistum Würzburg kurz nach Ihrer Ernennung?
Weihbischof Boom: Ich wünsche den Menschen, dass sie auf das Wort hören, das wir jetzt im Advent beim Propheten Jesaja lesen: Gott ist bei den Menschen, er ist ihnen nahe, er trägt und hält sie wie ein Hirte. Das ist ein großes Trostwort.
Interview: Bernhard Schweßinger (POW)
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