Cornelia Krines-Eder, selbst sehr erfahren im Bereich Hospiz, Notfall- und Trauerarbeit - moderierte den Abend und formulierte dabei am Anfang einen oft geäußerten Wunsch der Menschen. Man wünscht sich am Ende des Lebens eine möglichst schmerzfreie Zeit und eine gute medizinische und vor allem auch menschliche Begleitung.
Frau Dr. Susanne Röder (Palliativstation Schweinfurt) umriss dazu den geschichtlichen Rahmen und die Struktur der aktuellen Angebote. Die ambulante und stationäre Versorgung entwickelten sich seit den 60er Jahren (Hospizbewegung) und geht nun Hand in Hand. Seit 2002 gibt es die stationäre Palliativversorgung in Schweinfurt (Palliativstation in der Herbert-Knüpffer-Straße) und seit 2022 den dazugehörenden palliativ-medizinischen Dienst PMD. Bei der Diagnose „schwere Erkrankung mit begrenzter Lebenserwartung“ finden hier Menschen und Angehörige ein würdevolles und ausdifferenziertes Betreuungsangebot, das neben der Linderung von Schmerzen immer auch den möglichst umfangreichen Erhalt von Lebensqualität zum Ziel hat. Die Gestaltung des Abschieds und der letzten Stunden zählen dabei zu den wichtigen Aufgaben der Klinik. Die Palliativstation ist aber keine Hospiz-Sterbeklinik, sondern bietet zunächst zeitlich befristete Maßnahmen, die in besonderen Schmerzsituationen ganzheitliche Umsorgung und Hilfe, und die Rückkehr nach Hause ermöglichen wollen. Dabei kommen unterschiedlichste Therapieformen in den Räumen der Klinik (10 Einzelzimmer, Patientengarten, gemeinschaftliche Wohn- und Wohlfühlbereiche) zum Einsatz.
Gunther Leibold vom Palliativteam Mainfranken der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV) stellte diesen Aspekt als grundlegend für die Beschäftigung mit dem Themenkomplex dar. 80% der Menschen wünschen sich ein Streben zuhause. Um diesem Wunsch nachkommen zu können, gibt es die spezialisierte, ambulante Palliativversorgung, realisiert hier in zwei Teams: Team Mainfranken und Palliativo Main/Saale/Rhön, vertreten durch Kerstin Rabe.
Als unverzichtbar und ergänzend zur stationären Hilfe sind die Dienste der „Spezialisierten Ambulante Palliativversorgung“ zu sehen. Sie betreuen zuhause, beraten und helfen Patienten wie Angehörige, und geben so ein Gefühl von Sicherheit und Begleitung. Die Dienste sind rund um die Uhr ansprechbar. Oft werden sie in Übergangssituationen der stationären Versorgung tätig. Der Wunsch „nochmal nach Hause zu kommen“ kann durch ihrer Begleitung realisiert werden. Die multiprofesionellen Teams haben ebenfalls eine hohe Lebensqualität im Blick und fühlen sich einer Medizin mit Herz und Verstand verpflichtet. Die Entlastung und Unterstützung der Patienten, wie auch der Angehörigen, beim Sterbeprozess und darüber hinaus haben höchste Priorität. Eine gute Begleitung erleichtern Abschied und Trauer.
Dass diese Arbeit sowohl von Hauptamtlichen wie von Ehrenamtlichen geleistet werden kann, hat sich der Hospiz Verein e. V. , vertreten durch Dr. Johannes Mühler, seit 2001 zum Ziel gesetzt. Seitdem unterstützt der Verein Hilfen und Maßnahmen für Menschen, die von der „technischen“ Medizin nicht mehr erreicht werden. Die Ausbildung von ehrenamtlichen HospizbegleiterInnen (120 Stunden, zuzüglich Praktikumszeit) wird von den Kliniken und den Patienten zuhause als entlastender und weiterführender Baustein einer umfassenden Patientenversorgung gesehen, den die Medizin nicht leisten kann. Ein weiteres Angebot des Vereins ist die Beratung und Unterstützung beim Erstellen einer Patientenverfügung, bzw. Vorsorgevollmacht. Das Büro in der Cramerstraße 24 ist hier eine gute Anlaufstelle.
Der Malteser Hospizdienst, vertreten durch Kerstin Schug, erweitert dieses Anliegen noch mit seinem umfangreichen Aktionen und regelmäßigen Trauerhilfen, z. B. Trauergruppen, Trauerwandern, Friedhofskaffee (jeden ersten Sonntag in den warmen Monaten, ab 14.00 Uhr, Hauptfriedhof), „Herzenswunsch“-Krankenwagen, Kinderhospiz, Kurs „Letzte Hilfe“. Auch dieser Dienst bietet die Ausbildung zum Hospizbegleiter an. Supervision, Fortbildungen und die kontinuierliche Praxisbegleitung geben den ehrenamtlich Tätigen Sicherheit und gewährleisten ein hohes qualitatives Niveau. Die Beratung zur Patientenverfügung runden das Angebot des Malteser Hospizdienstes ab (Casa-Vielfalt, St. Anton Straße 8).
Die anschließende Fragezeit gab die Gelegenheit, das genau Vorgehen bei der Inanspruchnahme eines der Dienste darzulegen. Dabei kommt dem Haus- bzw. Facharzt eine zentrale Funktion zu. Eine Überweisung ist erforderlich. Kapazitätsprobleme sind im Moment noch nicht zu erkennen, zeichnen sich aber im Horizont des demographischen Wandels ab. Die finanzielle Situation der Palliativversorgung wird durch die Tagessatzfinanzierung der Krankenkassen gesichert. Dennoch sind erhebliche Mittel von Seiten des Hospizvereines nötig, um die Qualität des Gesamtangebots palliativer Versorgung und Hospizarbeit zu gewährleisten. Spenden sind hier jederzeit willkommen.
Joachim Werb, Cornelia Krines-Eder